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Heimatdichtung
von der Gsottschneider Anni
Weitere Gedichte folgen:
Über den Watzmann,
den Untersberg,
den Predigtstuhl,
die Eisdiele Simonetti,
den Kurgarten,
die Steiner Alm,
den Markt am Rathausplatz,
das Schwimmbad in Marzoll (Bachei)
den Staufen usw.
Der Fall Dingenskirchen. Teil 1
Dingenskirchen, Dr. med., hatte in seinem Leben zweifellos vieles richtig gemacht. Er hatte studiert. Medizin. Das war, zugegeben, lange her, aber immerhin. Die Zeiten, als er am Obduktionstisch zähes Lungengewebe sezierte und mit blutunterlaufenen Augen die Vorlesungssaaltapete anstarrte, sie waren ja nicht gerade von packender Schönheit gewesen, aber sie hatten ihre Funktion erfüllt: Die Grundlage fürs Leben war gelegt. Das Leben, das kam nämlich danach.
Er hatte diesen einen Freund damals, ehrgeizig bis in die Haarspitzen, der war ins Forschungsgebiet “Seltene Erkrankungen” eingetaucht, ein düsterer Morast aus komplizierten Genmutationen und noch komplizierteren Ethikkommissionen. Das, ja, das hatte Dingenskirchen alles mäßig interessant gefunden. Wobei “mäßig” hier nicht nur ein Adjektiv war, sondern vielmehr ein Lebensmotto. „Auch nicht uninteressant“, pflegte er zu sagen, mit dieser typischen halbseidenen Achselzuckerei, die einerseits Interesse heuchelte, aber gleichzeitig die Tür für ein gepflegtes Desinteresse sperrangelweit offenhielt.
Was ihn damals allerdings wirklich interessiert hatte – und da war er ehrlich –, das war der Gedanke ans Wochenende. Ach, das Wochenende. Zwei Tage, die sich wie ein seltener, fremder Kontinent anfühlten, auf den man sich Woche für Woche retten konnte. Dumm nur, dass die Nachtschichten und Bereitschaftsdienste immer wie hartnäckige Zollbeamte an der Grenze standen und die Einreise verweigerten. Ja, der Beruf war lukrativ, keine Frage. Ein Häuschen war rasch gekauft, ein solides Fertighaus mit Garten und einem winzigen Teich, dessen Fischbesatz allerdings kläglich verhungerte, weil die Kinder irgendwann das Füttern vergaßen. Apropos Kinder: Erst zwei, dann, hoppla, plötzlich drei – und schließlich kam noch Nummer vier hinterher, eine Art späte Rache des Schicksals für den Drang seiner Frau, „doch noch mal einen Jungen“ zu bekommen. Da war er dann, der Junge, rechtzeitig und kerngesund, zum Glück.
Die Frau, ja, die war auch ein Kapitel für sich. Nicht unattraktiv, im Gegenteil, man konnte sie problemlos mit auf den nächsten Pharmakongress nehmen, ohne rot zu werden, aber temperamentvoll. Geradezu: willensstark. Vor allem, wenn Dingenskirchen mal wieder am Wochenende zur Schicht abkommandiert wurde. „Immer ich mit den Kindern!“ Ja, sie hatte ja nicht Unrecht. Aber das nervte trotzdem.
Und dann, als der Alltag allzu grau wurde und das Meckern lauter, kam diese sagenhafte Stellenausschreibung bei indeed: Medizinischer Gutachter gesucht. Saftige Honorare. Geregelte Arbeitszeiten. Kein Wochenenddienst. Es klang wie eine Mischung aus Märchen und Erlösung. Dingenskirchen bewarb sich, kaum dass er die Anzeige zu Ende gelesen hatte, und wurde, wenig überraschend, genommen. „Der ideale Kandidat“, hatte der Personalreferent gesagt, und Dingenskirchen nickte betont bescheiden mit leicht gesenktem Blick und zog dabei zufrieden einen Mundwinkel nach oben. Er war sich seiner Sache sicher.
Die ersten Monate waren ein Traum. Das Büro war zweckmäßig eingerichtet, ein bisschen 90er-Jahre-Charme, aber solide. Manchmal durfte er auch raus auf Außendienst – kleine Reisen in deutsche Mittelstädte in der Region, Mittagessen, Kaffee inklusive. Ortschaften, die von außen alle gleich aussahen und innen genauso. Aber das Schönste: Feierabend war wirklich Feierabend. Kein Klingeln mitten in der Nacht, kein hektischer Sprint auf die Intensivstation oder Aushelfen in der chronisch überfüllten Notaufnahme. Nur noch Gutachten schreiben. Herrlich. Diese Ruhe!
Wobei: Es galt schon, die Balance zu halten. Zu viele positive Gutachten – und man fiel auf. Zu wenige – und man galt als hartherzig. 4-5 Bewilligungen pro Jahr für einen Assistenzhund, grenzwertig. Lieber nur 3. Gut aufs Jahr verteilt. Im Januar einen, oder im Februar. Dann zwischendurch, nach dem Urlaub nochmal einen und einen eher gegen Jahresende. Und im nächsten Jahr anders. Soll ja niemand denken, das hätte System. EU-Rente. Lieber die Finger von lassen. Da wird zu viel nachgefragt. Und außerdem:
„Wie machen’s denn die Kollegen?“ Das war die goldene Frage. Dr. Sowieso hatte einen Schnitt von 23 % Anerkennungen, Dr. Anders lag bei 42 %. Dr. Dingenskirchen peilte solide 28 % an. Schön mittig. Sicher ist sicher.
Manchmal, da gab er’s beim dritten Glas Wein auch gern zu: Wenn er schlechte Laune hatte, dann fiel sein Urteil … sagen wir: etwas knapper aus. „Diese Simulanten“, schimpfte er dann, „die kommen hier reingekrochen, tun so, als würden sie gleich sterben, und kaum sind sie draußen, sehe ich vor meinem geistigen Auge schon direkt vor mir wie sie am Supermarkt den Kasten Bier in den Kofferraum wuchten.“ Nein, da machte ihm keiner was vor. Und wenn er mal einen guten Tag hatte, dann konnte es auch passieren, dass er etwas großzügiger war. Menschen sind ja schließlich keine Maschinen, dachte er dann – auch wenn es für ihn manchmal praktischer gewesen wäre, wenn sie welche wären.
Eines Tages – es war ein Mittwoch, sonnig und fade zugleich – kam Jenny. Jenny war Anfang dreißig, hatte das Ehlers-Danlos-Syndrom mit CFS und PEM, wie exotisch, war tapfer, müde, abgekämpft. „Ich will arbeiten“, sagte sie, „aber ich merke, es geht kaum noch.“ Dingenskirchen blätterte routiniert in ihrer Akte. Ehlers-Danlos-Syndrom. Nie gelernt im Studium.
Er runzelte die Stirn, überflog ein paar Fachbegriffe in der Akte, die ihm vage nach rheumatologischer Esoterik klangen, und beschloss innerlich, das unter „diffuses Beschwerdebild“ abzulegen. Was war das überhaupt – ein bisschen Überbeweglichkeit? Müde seien schließlich alle mal. Und dieses CFS mit PEM, das klang für ihn wie ein Akronym aus der Selbsthilfegruppenwelt: viel Gefühl, wenig Evidenz.
„Also, Frau Jenny“, sagte er gedehnt, „6 Stunden täglich sind ja wohl noch drinne, oder?“ Jenny rang sich ein Lächeln ab. „Ich wünschte, es wäre so … ehrlich gesagt, ich kann kaum noch.“ Dingenskirchen nickte verständnisheuchelnd. „Versuchen Sie’s einfach mal, ja? Ich wünsche Ihnen alles Gute.“ Er schob ihr die Akte zu. Noch ein paar weitere Wortwechsel, die er schnell abkürzte. Jenny konnte kaum aussprechen. Wozu auch. Der Fall war erledigt.
Jenny stand auf, wankte fast ein wenig, die Tränen standen ihr in den Augen. Dingenskirchen schaute ihr kurz hinterher und lehnte sich dann zurück. „Die macht locker noch fünf Jahre“, murmelte er zufrieden.
Seine Statistik? Makellos. Besser als Dr. Sowieso. Ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ja, das würde wieder ein dickes Lob von oben geben.
Am Abend saß er dann auf der Terrasse seines Einfamilienhauses, die Füße auf dem teuren Holztisch, die Weingläser blitzten im Abendlicht. Die Kinder lärmten irgendwo im Hintergrund, seine Frau telefonierte mit der Schwiegermutter, und Dingenskirchen seufzte zufrieden. Alles richtig gemacht, dachte er. Alles.
Er starrte in die untergehende Sonne, nippte an seinem Glas, und für einen winzigen, lächerlichen Moment blitzte da dieser leise Gedanke auf, ob er nicht … vielleicht … irgendwann doch ein kleines bisschen … aber da schob er das Glas zur Seite, schaltete den Fernseher ein und sah sich einen Krimi an, in dem einer so tat, als sei er tot, aber eigentlich nur betrunken war. Dingenskirchen lachte. So ist das Leben.
Und morgen wartet wieder ein Fall.
Der Fall Dingenskirchen. Teil 2
Jenny, die nach dem Termin mit Dr. Dingenskirchen aus dem gläsernen, etwas zu grell beleuchteten Bürogebäude torkelte – mit diesem leicht schrägen Schwanken, das sonst einem kräftigen Schwips vorbehalten ist. Nur leider ohne das heitere, enthemmte Gefühl. Stattdessen ein bleierner Druck auf der Brust, ein inneres Zuviel, das selbst dem Gleichgewichtssinn die Kündigung nahelegte. Der Gang: unsicher. Nicht nur wegen des Ehlers-Danlos-Syndroms, sondern auch wegen dieses Eindrucks, hier eben mal elegant und sachlich abgewatscht worden zu sein. Mit Siegel und Stempel.
Frau Ingeborg Fachmann
Frau Ingeborg Fachmann wurde am 1. Juni 1954 in Shanghai geboren.
Die Tochter einer Diplomatin und eines Ergotherapeuten wuchs unter harten Bedingungen im Kreise einer esoterischen Selbstmordsekte auf und befreite sich aus deren Fängen als eine von wenigen Überlebenden auf spektakuläre Art in den späten Sechzigern.
Ihre erschütternd schwere Kindheit verarbeitet die stark angeschlagene Frau, indem sie sich ganz und gar der Arbeit widmet – und schon bald eine eigene Kosmetikserie auf den Markt bringt.
„Voll nicht mein Ding, aber der Rubel rollt“,
so die selbstbewusste Haltung einer Frau, die sich offensichtlich nicht unterkriegen lässt.
Der Karriereumschwung dann in den frühen 80ern:
Frau Fachmann holt per Abendschule ihr Fachabitur nach, studiert danach Banalistik, Angewandte und Vergleichende Phrasenkunde sowie Allgemeine Populärwissenschaften – und schließt mit Prädikatsexamen am Susan-Stahnke-Institut für Unendlichkeitsforschung ab.
„Ziemlich uninteressant, aber lässt sich was daraus machen, finanziell gesehen“,
so das einstmalige Sekten-Opfer augenzwinkernd.
Sie heiratet den Sänger und Frauenschwarm Ricky Martin.
Die Ehe zerbricht jedoch an unüberbrückbaren Differenzen – der Latino-Star nimmt sich das Leben.
Frau Fachmann entwickelt zusammen mit der NASA einen Replikanten und streicht bis heute die Millionengewinne aus Ricky Martins Konzerten und Alben ein.
„Nicht mein Geschmack, aber solange Knete dabei für mich abfällt …“,
so die findige Geschäftsfrau, die man für ihren Lebensmut einfach nur bewundern muss.
Heute lebt und arbeitet die Künstlerin, Designerin, Musikerin und Unternehmerin auf den McDonaldinseln, wo sie eine Wellnessfarm und Tagesstätte mit angeschlossener Roman-Schreibe-Schule für psychisch labile Schauspielerinnen ab 50 leitet.
„Ich könnt mir ja nu WEISSGOTT was Spannenderes vorstellen!“,
so die Powerfrau schmunzelnd,
„Aber solange mein Konto sich füllt … soll’s mir grad recht sein!“
Frau Fachmann ist eine von denen, die es geschafft haben –
eine von Deutschlands stillen Heldinnen.
Ihr Jan Schweitzer
Ode an den Odenwald
Ich fuhr mal raus, ganz unbedacht,
hab nicht viel weiter nachgedacht,
wollt nur ein wenig Luft genießen,
der Großstadt einfach mal entfließen.
Doch plötzlich – zack! – was war denn das?
Ein Zauberwald, so saftig nass,
so grün, so tief, so wunderbar,
als wär’s von Märchenhand gebar’.
Die Hügel weich, die Bäche klar,
die Stille sanft, fast unnahbar,
die Wälder flüstern alte Lieder –
ich dachte schon: Ich kehre wieder.
Ich geb es zu, ich war verknallt,
und zwar in den Odenwald!
Doch leider warn die frohen Stunden
mit Ernüchterung verbunden:
Der Wald ist hügelig – zu sehr,
mein E-Bike dampft, es kann nicht mehr!
So bleibt mir wohl auf lange Sicht
der Odenwald ein fernes Licht.
Ein schöner Abend
in einer lauen Sommernacht,
als ich an seiner Seite lag,
da habe ich leise ihn gefragt,
ob er noch ‘was vom Kuchen mag.
er sah mich an und sagte: „ja,
das fänd ich lieb von dir.“
ich gab ihm, was noch übrig war,
und nahm mir selbst ein Bier.
„ach, gib mir auch was“, bat er mich,
„ich leide schrecklich Durst.“
doch ich verstand die Worte nicht
und reichte ihm die Wurst.
„heissa, was gibst du mir denn?“,
rief er auf mein Geschenk.
ich sagte: „ach, bin ich plemmplemm?“,
und gab ihm das Getränk.
so teilten wir uns denn ein Bier
in jener lauen Sommernacht.
und Wurst und Kuchen aßen wir –
ach, hat das Spaß gemacht.
(c) 2005
Gleich.
Man kann ihm nicht das Wasser reichen?
So reiche man ihm Bier!
Und schon nach dem dritten solchen
ist er so wie wir!
Bayrische Volksweisheit,
ersonnen von der Gsottschneider Anni
im Jahre des Herrn anno 2009
Diebstahl
Alles mein Freund, kannst du behalten –
Auto, Haus und Klo.
Das einzige, was ich dir klaue,
ist lediglich die Show.
Behalte Pool, behalte Sauna,
das alles brauch ich nicht.
Ich bin ein ganz spezieller Gauner,
nur auf die Show erpicht.
Ich seh, du willst dich nun beklagen:
„Du hast sie mir genommen!“
Doch weißte – eigentlich ist sie sogar
von selbst zu mir gekommen.
Har!
(c) 2010
Der Gärtner böser Worte
pflanzt hier und da nen Satz –
und schon macht ein kleiner Keim
sich im Bewusstsein Platz.
Und dieser kleine Keim
schlägt Wurzeln im Gehirn –
und schon tut sich einiges
hinter deiner Stirn.
So fange an und jähte aus
das Unkraut aus dem Ort –
und hüte dich, dass deine Meinung
rührt von andrer Wort!
(c) 2007
Heidegger
Heidegger tat sich die Zeit vertreiben
und seitenweis darüber schreiben.
Man sollte es sich einverleiben:
Wie man kann gelassen bleiben.
Man kann auf vielen Seiten lesen:
Gelassenheit hilft dir genesen.
Und wie sich das genau verhält,
ist in ‘nem ganzen Buch erzählt.
Na klar, er ist ja nicht ganz doof,
als „anerkannter“ Philosoph –
fällt ihm zu allem etwas ein.
Und das ist hier mein letzter Reim:
Ich möcht’s für euch heut kürzer fassen:
Sei ruhig – und bleib doch mal gelassen!
(c) 2005
Aufwachen!
Du willst eine Belohnung?
Sie läuft doch schon hier rum!
Sie ist nur etwas leise –
du hörst sie nicht darum.
Sie wollte schon mal zu dir,
doch du hast sie verjagt.
Da hat sie die Begegnung
halt wieder mal vertagt.
Sie ist auch einmal schon
vor dir davon gelaufen –
denn sie ist ein Geschenk
und du wolltest sie kaufen.
Einmal, da hatte sie
vor dir ein wenig Angst,
weil sie nämlich erkannt hat,
wie häufig du noch schwankst.
Ach, irgendwann mal werdet
ihr zusammen wach –
und du wirst durch sie stark
und nicht, wie du denkst, schwach.
Dieses Lied
Dieses Lied, das schmeckt mir nicht –
es ist total verwürzt.
Die Baseline ist geschmackfrei schlicht,
der Text gehört gestürzt.
Die Worte sind zu lang gekocht
und trotzdem gar nicht gar,
der Sinn ist völlig angebrannt
und nichts davon ist wahr.
Der Takt hat wirklich kein Aroma,
er schmeckt so richtig fad –
den Rhythmus machte wer im Koma,
er fiel ins Wasserbad.
Ich glaub, ich schalt das Radio aus,
genieß die Harmonie
von diesem stillen Apfelstrudel
und seiner Melodie.
Der Saboteur
Der Saboteur, der in dir wohnt
und dich vor echtem Glück verschont –
der eine hat im Leben die Tendenz,
sich Strafen abzuholen
und lässt, statt das Geschenk zu greifen,
lieber sich versohlen.
Und eines sag ich daher laut
und mit viel Betonung:
Wer wirklich schon verstanden hat –
holt sich die Belohnung!
Gepflegt streiten
„Guten Tag, ich habe mich gerade wirklich sehr über Sie geärgert…!“
„Oh, das passt mir jetzt aber terminlich gerade gar nicht, können wir das verschieben…?“
„Mmh, ja. Gut. Wie wäre es morgen gegen 19:30 Uhr? Oder kommendes Wochenende… da hätte ich viel Zeit, und da könnten wir dann auch richtig streiten.“
„Also morgen 19:30 Uhr geht bei mir ganz schlecht, da muss ich schon eine Bekannte beleidigen, die dazu letzte Woche keine Zeit hatte. Aber kommenden Sonntag hätte ich frei. Da könnte ich mir bis dahin auch noch ein paar Vorwürfe und Unterstellungen ausdenken – und dann könnten wir es so richtig schön eskalieren lassen…“
„Das wäre mir sehr angenehm, denn ich bin wirklich extrem sauer auf Sie. Aber ich versteh auch, dass es Ihnen heute nicht so gut gelegen kommt. Also, Sonntag dann. Das freut mich, denn bis dahin fallen mir auch noch ein paar Dinge ein, die mich schon seit Jahren an Ihnen stören – und die kann ich dann auch gleich noch loswerden…! Ähm, haben Sie eigentlich vor, sich zu ändern, oder muss ich mich über diese eine Sache eigentlich die nächsten Jahre immer wieder ärgern…?“
„Also, ich hab nicht vor, mich zu ändern. Das ist mir ein wenig zu unbequem…“
„Ja, gut zu wissen – für den Zunder, verstehen Sie. Dann bis Sonntag…“
„Hey, klasse! Bis Sonntag…“
„Tschüüühüüüü…“
Anja Gsottschneider aka ingeborgfachmann.de (c) 2015
Working Class Rock Star
Ich bin ein Rockstar nine to five
und in der Nacht mitnichten.
Ich rocke nur zur Regelzeit,
hab keine späten Schichten.
Ich hab am Wochenende frei
und feste Arbeitszeiten.
Pause von halb zwei bis zwei –
so woll’n’s die Obrigkeiten.
Ich mache auch mal Überstunden,
doch dann schreib ich sie auf
und lass sie mir danach vergüten –
Punkte beim Chef darauf!
Als leitender Abteilungsrocker
und Rock’n’Roll-Verwalter
trag ich den Schlips auch extra locker –
was sagst du dazu, Alter?
Dabei sein ist alles
Ich brauche mehr Probleme
ganz neuer, fresher Form.
Die such’ ich unentwegt,
die fehlen mir enorm.
Ich muss sie mal erfragen –
die allerneusten Trends
für schickere Probleme
und deren Prominenz.
Die meisten meiner Sorgen
sind freilich frei erfunden –
und speziell mit dem Bedauern
verbringe ich gern Stunden.
Wer weiß denn Bescheid
über moderne Sorgen?
Und wer kennt sich aus
mit dem Problem von übermorgen?
Ich muss natürlich sagen,
ganz offen ins Gesicht:
So richtige Probleme –
die hab ich lieber nicht.
Gedicht ohne Worte
Guck in mein Herz und höre weg,
sieh nur in meine Augen.
Denn meine Worte, dir’s zu sagen,
dazu nicht wirklich taugen.
Willst du um meine Liebe wissen,
hör auf mein stilles Herz.
In meinen Sätzen und dazwischen
steckt oftmals wirrer Schmerz.
Besser ist’s, nicht Worte sprechen,
wie’s steht um dich und mich –
schau auf mein Herz und meine Blicke,
denn Worte irren sich.
Auch du sollst’s nicht in Worte fassen –
doch sieh mir in die Augen.
Denn Worte – schnell gesprochen sind
und meistens nicht viel taugen.
So läuft das
Soll man dir die Wahrheit sagen,
dann solltest du die Uschi fragen.
Das ist die Schwester von der Inge
und die weiß vom Klaus so Dinge –
die ihm der Erwin zugetragen,
und der hat das vom Hörensagen.
Und auch vom Eberhardt vernommen –
nun ist es bei dir angekommen.
Jetzt bist du richtig informiert
und weißt, was alles so passiert.
Was ist, sag – ist ja einerlei –
war nur als Einziger dabei.
Du hattest ein Buch geschrieben
Du hattest ein Buch geschrieben
und ich hab viel gelacht.
Da habe ich zum Dank
auch eins für dich gemacht.
Der Schmarrn des Kaisers
Und seines Platzanweisers
lag vanilleweich
im wärmsten Pfannenreich.
Zucker schmilzt zu einer Kruste
und schmiegt sich ans Unbewusste.
Wie eine Friedenshülle
umgibt das Mehl mit Stille.
Zitronenfrische
sanft und leise
am Tische spielt eine Weise.
In Wolken um die Zunge schwebt,
von Karamell hauchdünn belebt.
Die Ruhe kehrt im Innern ein
und streichelt deinen Magen,
küsst über deine Kehle –
besonders deine Seele.
Was sonst könnt ein Schmarrn noch sein
als pures Wohlbehagen?
Du bist ein Kaiser ohne Macht
in einer bess’ren Welt –
im Tal, wo die Rosinen blühn,
sich dein Ich erhellt.
Treue
Das bisschen Treue ist
doch halb so schlimm.
Wir lieben, sprechen, streiten uns –
und haben uns noch lange
nicht so ganz vertrieben.
Denn jeder Streit, der zeigt mir auch,
wie treu wir uns geblieben!
Du fragst: „Was meinst du denn mit Treue?“
Ich mein nicht nur die zu mir –
denn ganz besonders steht dir jene Treue,
die du hältst zu dir!
Annitomie für Fortgeschrittene I (1986)
Da oben auf dem Kopfe,
gleich hinter seiner Stirn,
glaubt mancher schon, er habe
ein richtiges Gehirn.
In Wahrheit aber jedoch ist
genau an dieser Stelle
die Schädelhaut letztendlich nur
eines Hohlsraums Pelle!
Annitomie für Fortgeschrittene II (1987)
Manch einer fühlt ’nem andren sich
wohl nicht so recht gewachsen –
und glaub mir, das liegt sicher nicht
an seinen kürz’ren Haxen!
Wenn du mir wirklich helfen willst
Wenn du mir wirklich helfen willst,
dann schreib mir keine Briefe.
Auch brauchst du mir nicht anzubieten,
dass ich heut bei dir schliefe.
Wenn du von meinen Sorgen weißt
und auch von meinen Nöten –
verzag nicht mit mir, trauer nicht
und denk nicht dran zu töten.
Wenn wirklich du mein Trauma kennst
und meine größte Angst,
dann möcht ich nicht, dass du auch selbst
leidest oder bangst.
Wenn du siehst, dass ich weine –
lass mich ruhig mal alleine.
Hol mich nur ab und lach mit mir –
und tanzen gehen wir beide!
Denn niemals kannt ich den Moment,
wo tanzend ich noch leide!
Manch einer
Manch einer will dem Sänger
das Singen erst beibringen
und weiß so recht und selbst gar nicht
von allen diesen Dingen.
Hätte er dem Sänger
nur einmal zugehört
hätte er sich außerdem
noch daran gestört,
dass dieser selbst das Singen
ohne ihn versteht –
oh Gott, in manchen Dingen
ist diese Welt verdreht!
Mein liebstes Problem
Ich habe einige Probleme,
um die ich mich oft gräme –
doch ein Problem, das geb ich zu,
wofür ich mich nicht schäme:
Das – das bleibt bei mir und tut mir gut,
das möcht ich nicht mehr missen.
Es rührt mich an, es lehrt mich vieles,
es spricht mir ins Gewissen.
Es ist mein liebstes Hauptproblem
und lässt mich oft in Ruh –
und dieses wundervolle Sorge,
mein Schätzchen: das bist du!
Am Bodensee
Am Bodensee, am Ufer waren wir,
es war nachmittags um vier.
Der Wind fuhr sanft durch ihr Gewand –
wie schön sie war, wie sie da stand.
Sie blickt empor, sie schaut zurück,
ein Glitzern tanzt auf ihrem Blick,
und ach, sie wirkt fast selig heiter –
so war sie selten, aber weiter:
Wie oft hat sie mich aufgeregt,
gefragt, gedrängt, mich schräg belegt,
zum Wahnsinn mich gebracht –
und trotzdem hab ich sie bewacht.
Nun steht sie dort im Himmelslicht,
ich seh sie, doch ich seh sie nicht.
Der Bodensee war spiegelglatt,
als Mama dort gelächelt hat.
Ich rufe: „Mama! Bleib doch hier!“
Der Wind nur flüstert: „War sie dir
nicht oft zu nah, zu streng und manches mehr?“
Ich nicke. Und vermiss sie sehr.
So ist’s richtig!
Ein Pferd, das nicht fährt
Ein Pferd, das nicht fährt
macht gar nichts verkehrt.
Ein Auto hingegen
soll sich fahrend bewegen –
denn ein Auto, das trabt,
ist als Auto nicht begabt!
Ich hatte einen Vogel
Mein Uwe ist ein Vogel
und manchmal macht er piep.
Mein Uwe, der ist gelbgrün,
und den hab ich lieb.
Nun ist er weggeflogen,
und ich bin allein –
na, muss ich eben ohne
Uwe glücklich sein.
(c) 2005
Probleme haben – mit Pfiff!
Ich brauche mehr Probleme
ganz neuer, fresher Form,
die such’ ich unentwegt,
die fehlen mir enorm.
Ich muss sie mal erfragen,
die allerneusten Trends
für schickere Probleme
und deren Prominenz.
Die meisten meiner Sorgen
sind freilich frei erfunden,
und speziell mit dem Bedauern
verbringe ich gern Stunden.
Wer weiß denn Bescheid
über moderne Sorgen?
Und wer kennt sich aus
mit dem Problem von übermorgen?
Ich muss natürlich sagen,
ganz offen ins Gesicht:
So richtige Probleme –
die hab ich lieber nicht.
Wie das Bandscheibenleiden tatsächlich entstand
Der liebe Gott, der sagte
zu Adam und Eva dies:
„Ich bau euch ein Büro jetzt –
ihr braucht kein Paradies!“
Da sitzen (!) nun die zwei,
die einstmals beiden Nackten,
mit ’nem Bandscheibenleiden
und wühlen in den Akten.
Der Adam kennt sich aus
mit Buchhaltung, Ablagen –
die Eva indes klärt
die sonstigen Sachfragen…
Wir wurden also niemals
vertrieben und verbannt –
und wer auch ein Büro hat,
der hat das längst erkannt.
(c) Ingeborg Fachmann 2015
Das Reihenhaus
Mein Mann kauft mir kein Reihenhaus,
das kann er sich nicht leisten.
V’lleicht such ich mir nen Reicheren,
weil Cash fehlt mir am meisten!
Er hat kein Konto in der Schweiz,
hat wirklich gar kein Geld!
Und ich bekomm kein Reihenhaus,
obwohl mir das noch fehlt.
Ich hätt’ ZU gern ein Reihenhaus,
am besten an der Ecke –
mit Kacheltisch und Holzschrankwand
und außenrum ’ne Hecke.
Mein Mann ist schön und jung und klug,
doch hat er keine Kohle.
Was macht schon das bisschen Betrug,
wenn ich mir welche hole?
Mein Mann ist sicher klüger
als mancher reiche Depp –
doch ich bin ein Betrüger,
ich leb vom Napp und Schlepp!
Mein Mann kauft mir kein Reihenhaus,
denn er ist viel zu arm.
Dann nehm ich halt nen Reicheren –
ich kann ja, ich hab Charme!
Richtig, liebe Trauergemeinde
Das sind des Menschen größte Feinde:
Freiheit und Unendlichkeit –
war immer so, zu jeder Zeit.
Guter Rat von mir!
Wenn du einen Rat suchst,
guck mit beiden Augen –
ob deine Berater
auch als solche taugen…
Was kann die Leber?
Angeblich sieht man mit dem Herzen gut –
außer mit seinen Augen.
Da frag ich mich:
Wozu denn noch
kann dann die Leber taugen?
Ein feiner Zug
Ich mache diesen Umzug
nur in diesem Aufzug
und trage einen Anzug.
Gedicht ohne Worte
Guck in mein Herz und höre weg,
sieh nur in meine Augen –
weil meine Worte, dir’s zu sagen,
dazu nicht wirklich taugen.
Willst du um meine Liebe wissen,
hör auf mein stilles Herz –
in meinen Sätzen und dazwischen
steckt oftmals wirrer Schmerz.
Besser ist’s, nicht Worte sprechen,
wie’s steht um dich und mich –
schau auf mein Herz und meine Blicke,
denn Worte irren sich.
Auch du sollst’s nicht in Worte fassen,
doch sieh mir in die Augen –
weil Worte schnell gesprochen sind
und meistens nicht viel taugen.
So läuft das (Gerüchteküche)
Soll man dir die Wahrheit sagen,
dann solltest du die Uschi fragen.
Das ist die Schwester von der Inge,
und die weiß vom Klaus so Dinge,
die ihm der Erwin zugetragen –
und der hat das vom Hörensagen.
Und auch vom Eberhardt vernommen –
nun ist es bei dir angekommen.
Jetzt bist du richtig informiert
und weißt, was alles so passiert.
Was ist, sag – ist ja einerlei –
war nur als Einziger dabei.
Du hattest ein Buch geschrieben
Du hattest ein Buch geschrieben,
und ich hab viel gelacht.
Da habe ich zum Dank
auch eins für dich gemacht.
Der Schmarrn des Kaisers
Und seines Platzanweisers
lag vanilleweich
im wärmsten Pfannenreich.
Zucker schmilzt zu einer Kruste
und schmiegt sich an das Unbewusste.
Wie eine Friedenshülle
umgibt das Mehl mit Stille.
Zitronenfrische,
sanft und leise –
am Tische spielen eine Weise.
In Wolken um die Zunge schwebt,
von Karamell hauchdünn belebt.
Die Ruhe kehrt im Innern ein
und streichelt deinen Magen,
küsst über deine Kehle –
besonders deine Seele.
Was sonst könnt ein Schmarrn noch sein
als pures Wohlbehagen?
Du bist ein Kaiser ohne Macht
in einer bess’ren Welt –
im Tal, wo die Rosinen blühn,
sich dein Ich erhellt.
Das bisschen Treue
Das bisschen Treue ist
doch halb so schlimm.
Wir lieben, sprechen, streiten uns
und haben uns noch lange
nicht so ganz vertrieben.
Denn jeder Streit, der zeigt mir auch,
wie treu wir uns geblieben!
Du fragst: „Was meinst du denn mit Treue?“
Ich mein nicht nur die zu mir!
Denn ganz besonders steht dir jene Treue,
die du hältst zu dir!
Textbeispiele aus dem Blog von Croucholina (Puppetmastaz)
Erschienen u.a. auf Facebook, der Webseite www.puppetryfair.com, www.puppetcommunity.com und Myspace.
(Mehr Beispiele aus der Comixene, Lesebühnentexte, Blogs, Jobs usw. folgen bald.)
Hochbegabung und was ich sogar besser kann als dieser Albert Einstein
Ich bin ziemlich wahrscheinlich hochbegabt. So wie jetzt Einstein oder wie die alle heißen. Aber nicht in Physik, sondern anderem Zeug. Ich weiß nur noch nicht in was. Ich glaube im Haarekämmen, Glitzershirts kaufen und Parfümieren.
Und Du!?
Übrigens: Das Wort “Hochsteckfrisur” unterscheidet sich von “hochbegabt” auch nicht so sehr.
Ich hab im Internet gelesen, dass in verschiedenen Gymnasien heutzutage Hochbegabte gezielt gefördert werden. Vielleicht sollte ich da mal hinschreiben. Zum Beispiel das Annette-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Remscheid. Da könnte ich morgen mal anrufen, deswegen.
Ich hab mir auch ein Buch gekauft: “Hochbegabt – Schicksal oder Chance”. Denn viele Hochbegabte sind depressiv, weil sie nicht wissen, wie sie ihre Hochbegabung sinnvoll anwenden können. Oft werden sie nicht mal gefördert, sondern verkannt. Steht da! Das möchte ich auf gar keinen Fall!
Zum Beispiel: Albert Einstein kann ja total froh sein, dass er nicht verkannt wurde. Es hätte ja sein können, dass niemandem aufgefallen wäre, dass er gerade eine wichtige Formel oder sowas gefunden hat. Und dann wäre er nie berühmt geworden und stattdessen depressiv. Er hat ja richtig Glück gehabt, dass doch noch einer gemerkt hat, was mit ihm los ist!
Bei mir ist es ähnlich wie bei Albert Einstein. Vielen fällt auf, dass ich ein Händchen für Haarpflege habe und deswegen bin ich zurzeit auch nicht depressiv – wie die anderen Hochbegabten aus dem Buch da.
Ich meine: Die meisten machen im Unterschied zu mir einen entscheidenden Fehler. Die sind in Mathe und Physik hochbegabt. Und mit so einer Hochbegabung läuft man natürlich Gefahr, nicht die Anerkennung zu finden, die einem zusteht.
Bei mir ist das anders, weil sich meine Hochbegabung auf Fachgebiete beschränkt, die – auch und gerade – für Mädchen und Frauen im Alter von 15–35 extrem interessant sind. Selber schuld, wenn man dann nur in Physik ein Genie ist. Vermutlich sind die eben zu einseitig begabt.
Bei mir kommt ja noch so einiges anderes dazu! Glück gehabt!
Begehrenswert – auch ohne mit aller Gewalt perfekt zu sein! Eine saubre Sache!
Habe gerade ungehalten mitgeteilt bekommen, dass ich die Wäsche nicht richtig aufhängen kann und schlecht abspüle.
Aha. Und? Bin ich deswegen jetzt vielleicht schlecht drauf? Hadere mit dem Schicksal? Fühle mich wertlos, nur weil ich nicht perfekt bin? Bin neidisch auf alle, die besser Wäsche aufhängen und abspülen können als ich?
Nein! Denn ich sehe hier eine Chance! Und zwar die Chance zu sagen: “Na, dann häng du doch selber die Wäsche auf, ey!” Und schon bin ich wieder glücklich!
Weil: Was haben ALLE, die die Wäsche ach so superduper perfekt aufhängen können, nämlich am Ende von dem vermeintlich begehrenswerten Talent? Genau: Neider!
Neidhammel, die ihnen nicht gönnen, als Wäscheaufhänger und Abspüler in dieser Welt erfolgreich und begehrenswert zu sein, Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen – und die ihnen deswegen nichts als Steine in den Weg schmeißen! Schlimm! Aber kann mir nicht mehr passieren! Tja!
Fein raus: Croucholina
Croucholina macht sich revolutionäre Gedanken über Undankbarkeit und Beleidigtsein in Zusammenhang mit Erdbeeren
Viele schreiben mir, dass mein Blog voller Weisheit und angewandter Lebensphilosophie ist und wundern sich, dass ich gar kein Philosophiestudium hinter mir habe. Dabei komme ich, wurde mir gesagt, auf Erkenntnisse, die man nicht mal bei Platon, Nietzsche oder Wittgenstein findet.
Heute will ich mal über das Thema Meckern und Undankbarkeit schreiben.
Undankbarkeit ist in der heutigen Gesellschaft leider vielen Menschen kein Fremdwort, und echte Hilfe bekommt man selten! Doch wenn man Hilfe bekommt, dann sollte man die auch zu schätzen wissen. Ich erwarte ja wirklich kein Danke – aber Gemecker und Gemotze sollte man sich bei echter Aufopferung nun wirklich nicht antun müssen.
Zum Beispiel: Wenn man bei dieser Witterung Erdbeeren kauft und die in der Plastiktüte aufbewahrt, dann schimmeln die über Nacht. Snuggles hat diesen schwerwiegenden Fehler begangen. Also nicht charakterlich – aber organisatorisch. Er hat die Erdbeeren auf dem Küchentisch vergessen. So.
Da man als halbwegs aufmerksame Puppe sowas mitbekommt, möchte man helfen. Ich wurde mir sofort meiner Verantwortung gegenüber den Erdbeeren bewusst – und habe sie gegessen, um sie nicht dem traurigen und deprimierenden Schicksal des Verschimmelns auszusetzen.
Ich sah die Erdbeeren, dem Verderben ausgeliefert, und wusste: Hier darf ich nicht wegschauen, ich muss helfen! Also habe ich die bedauernswerten Früchte aus ihrem schrecklichen Gefängnis befreit, sie schwitzten schon in der luftundurchlässigen Hülle und bekamen gar keine Luft mehr.
Ich erbarmte mich der verachteten Früchte und verspeiste sie – mit etwas Zucker und Sahne. Ich glaube, jetzt waren sie glücklich. Endlich durften sie ihrer Bestimmung nachkommen, nämlich lecker zu schmecken.
Doch was geschah am nächsten Tag?
Ich war mir sicher, Snuggles würde mir dankbar sein. Stattdessen: Hochrotes Gesicht. „Warst DU das!?“ – „Ja, du musst dich nicht bedanken!“ – „Nicht bedanken? Das hatte ich nicht vor, Fräulein Erdbeerklau! WO sind meine Erdbeeren!?“
Erdbeerdiebstahl wird mir unterstellt! Ich bin unglaublich beleidigt. Noch nie im Leben so gekränkt worden. Ich muss jetzt mindestens bis übermorgen mit Snuggles beleidigt sein. Beleidigtsein ist extrem anstrengend. Lippen zusammenpressen, böse gucken, möglichst oft seufzen – das volle Programm. Mögliche Nebenwirkungen: Faltenbildung.
P.S. Vielleicht kauf ich ihm ja eine neue Packung Erdbeeren. Sehr vielleicht.
Fortsetzung folgt…
Croucholina hilft dem Guggenheimmuseum auf die Sprünge!
Viele von Euch wissen, dass ich nicht nur Philosophin, Topmodel, Sängerin und Tänzerin bin – nein, ich bin halt auch Künstlerin. Seit vielen Jahren bereits male ich Pferdebilder, und diese Pferdebilder habe ich bis heute noch nicht ausgestellt, obwohl ich der Ansicht bin, dass ich damit auf dem Kunstmarkt eine Lücke fülle.
Ich war nämlich vor drei Jahren im Guggenheimmuseum in New York und da hing – haltet Euch fest, ihr werdet es kaum glauben – nicht ein einziges Pferdebild! Nicht eins! Also jedenfalls keins, wo ein Pferd eindeutig drauf zu erkennen gewesen wäre. Angesichts der Beliebtheit von Pferdepostern hätte man doch meinen können, das ganze Museum ist voller Pferdeölbilder! Aber, nee – Pustekuchen!
Das heißt, dass keiner dieser ganzen berühmten Maler, weder Picasso noch Rembrandt, Beuys oder Caspar David Friedrich und wie die alle heißen, je Pferdebilder gemalt hat – obwohl es nun wirklich kein Geheimnis ist, dass Pferdegesichter ja wohl jeder mag. Zumindest alle Mädchen in einem Alter ab zwölf Jahren. Als Poster kosten die oft nur fünf Euro, und jetzt stellt Euch mal vor, was Rembrandt verdient hätte, wenn der anstatt Schalen und Obst und Büschen nur Pferde gemalt hätte?
Der hätte ja für jedes verkaufte Bild locker das Doppelte bekommen, wegen der ganzen Arbeit, die so ein Ölbild macht. Und wenn alle Mädchen ab zwölf dann ein Pferdeportrait von Rembrandt in ihrem Zimmer gehabt hätten, dann wäre der viel schneller reich geworden. Viele Künstler mussten ja früher am Hungertuch nagen und wurden erst später berühmt. Dass mir das auch passiert, will ich ja nicht hoffen!
Und nun erklärt sich auch die Kunstverdrossenheit unserer heutigen Jugend. Wenn die heute mit dem Lehrer ins Museum gehen, was hängt denn dann da? Mmmnh? Genau. Nicht ein einziges Pferdebild. Oder nur Gemälde von Leuten, die längst tot sind. Mona Lisa und wie die alle heißen.
Aber nicht ein Ölgemälde von Justin Bieber oder mmmh, naja, also wen könnten wir da nennen – ja, nicht mal ein Bild von Snoop Doggy Dogg oder so. Dabei sind die ja mindestens genauso berühmt wie Mona Lisa. Inzwischen zumindest. Und Kunst sollte doch mit der Zeit gehen!
Ich bin jedenfalls überzeugt, dass ich daher mit meinen Pferdebildern keine schlechten Chancen habe, im Guggenheimmuseum doch genommen zu werden. Die haben vielleicht nur übersehen, dass Pferdebilder noch fehlen. Darum werde ich sie einfach mal schriftlich daran erinnern – und dann hängen die die wohl bestimmt aus und sind dankbar für den Hinweis.
Naja, schon lustig manchmal – auf die naheliegendsten Dinge kommt wieder keiner.
Wenn man nicht alles alleine macht: Croucholina
Hier die Bilder: Puppetcommunity
Drei Tage Beleidigtsein – Pro und Contra!
So. Heute ist also Tag eins meines Beleidigtseins mit Snuggles wegen der fiesen Unterstellung, ich wäre eine Erdbeer-Diebin.
Er ist jetzt in seinem Zimmer, aber nachher werden wir uns todsicher in der Küche begegnen müssen. Daher muss ich mir jetzt schon genau überlegen, wie ich am allerallerbeleidigsten überhaupt rüberkomme. Dabei ist auf diverse Dinge zu achten. Ich muss aber gleich sagen, dass das konsequente Superduper-Beleidigtsein extreme Beauty-Nachteile mit sich bringen kann (dazu später mehr im Einzelnen) und daher stets gut abgewogen sein will.
Also: Als ich ein Rascheln und Klappern in der Küche vernahm, wusste ich, dass Snuggles da sein würde. Jetzt hieß es: Volle Konzentration. Mundwinkel leicht nach unten ziehen, Augenbrauen runzeln, Lippen feste zusammenpressen. Tonfall senken, Stimme leise und etwas jammerig-singend. Ein „Hallo!“ keinesfalls zu laut und deutlich aussprechen, sondern kaum vernehmbar. Man kann auch die Variante wählen, gar nichts zu sagen. Aber das mache ich vielleicht erst morgen oder übermorgen, denn ich hab mir ja feste vorgenommen, drei Tage „Superbeleidigt“ durchzuziehen.
Man sollte sich auch bereits vorher überlegen, wie oft man den anderen auflaufen lässt. Auf jeden Fall nicht nur einmal. Mit Sicherheit kommen Reaktionen wie: „Is was?“, „Hast Du irgendwas?“ oder „Bist Du immer noch beleidigt?“ Dafür habe ich folgende Antworten bereit: „Pfff, denk mal drüber nach…“ oder „Tja, überleg mal…“ oder vielleicht auch „Mmmh, vielleicht…“ Wichtig: Nicht zu laut sprechen – und mit leicht bebender Stimme antworten.
Dann still dasitzen, ab und an mit dem Kopf schütteln, laut aufstöhnen und seufzen. Vielleicht dabei ein wenig Atemnot vortäuschen. Immer wieder den Kopf senken und tief durchschnaufen. Eine Bekannte von mir kann extrem gut beleidigt sein – sie benutzt gerne den Spruch: “Du bringst mich noch ins Grab”. Mal sehn, wann ich den selbst auch einbringen kann. Sie ist da nämlich ein echter Profi!
Langsam wird dadurch die Atmosphäre im Raum so dick wie Leberwurst. Besonders laut und hektisch in der Kakaotasse rühren unterstreicht den angestauten Missmut.
(to be continued…)
Leben zwischen “Postmoderne und Pferde-Bild”
Die postmoderne Kunst – aufoktroyierte Ideale, Aussagen und Sinngehalt, letztlich in die Tiefe geadelte Klischees. Wahnsinn einer um die Affekte sich bemühenden Klientel, die aus allem und jedem einen Gedanken entweichen sieht, sofern nur das Etikett den rechten Titel trägt – recht beliebig –, sofern nur unverständlich und missverständlich genug.
Die postmoderne Kunst: Negation der Intuition. Umweg und Ausfall zugleich. Überhebung und Transzendierung des Banalen. Allegorie dessen, was Essenz schmerzlich vermissen lässt. Doch in seiner Beliebigkeit, in seinen symbolhaften Gedankenzwängen, seiner Provokationsdoktrin, überlebte sich ihre Funktion alsbald. Und bloße Funktion, das war und ist es. Eine Implementation eines simplen Algorithmus, den inwändig wähnende Menschen außerhalb der Kunst als deterministischen Automaten, behavioristisch gedeutet, mit Alltag fütterten – um die ebenso alltägliche Provokation als Endzustand zu realisieren.
Das Medium ist Typus und Funktionsträger, dessen einziges kennzeichnendes Merkmal das der Ersetzbarkeit ist. Das Resultat in den Köpfen der Betrachtenden, das Denken – einzig das gilt. Die Loslösung von Träger, Botschaft und Kanal im Namen der postmodernen Kunst und gleichsam als ihr Untergang als Schaffende war die Konsequenz.
Und doch blieb der Provozierende stets in den von ihm tagtäglich herausgeforderten Kategorien verhaftet. Der Schaffende als Mensch negierte wiederum im doppelten Sinne das, was er im Angesicht der Anderen überdrüssig zu sein verlautbarte: die Basis seiner Werke – immer noch seiner Werke, mit Namen und Titel versehen –, und gebar damit unbewusst und doch schuldhaft jenen Mythos des Banalen, der heute der Kunst synonym geht.
Das Medium gilt nichts mehr, so wenig wie das Denken mehr gilt als reine Form bar jeden Inhalts. Man sträubt sich, wehrt sich in seiner zutiefst reaktionären Progressivität, die das Neue in konservativen Normen sucht. Einen Schritt vor und zwei zurück. Der letzte Schritt, die Auflösung des dem schlichten Dasein der Postmoderne immanenten Urkonflikts, wird nicht vollzogen, wird nicht einmal angestrebt.
Bloße Funktion ohne Medium, ohne Träger, ohne Ziel als die bloße Form – was die postmoderne Kunst versprach, was sie nicht halten konnte –, erst jetzt findet es seine Existenz und Verwirklichung: manifest im Pferde-Bild!
Das Pferde-Bild überschreitet, im Profanen verankert, die Grenzen der Kategorien. Weder Raum noch Zeit noch Position. Provokation? Gewiss! Transzendenz der unterirdischen Art. Übergöttlich und dem Sein vorangestellt. Das Pferde-Bild – erst in ihm finden Nichts und Unendlichkeit, der Menschen ärgste Feinde, ihren unverblümten Eingang in die eigentliche postmoderne Kunst.
Ästhetik und Gebrauch verlieren ihren Sinn. Es nützt zu nichts. Es ist sowohl als auch – Vertreter aller Extreme, unbestimmt und somit alles und doch nichts. Im Angesicht des Pferde-Bilds findet der Mensch seinen Meister. Kunst, die ihn beherrscht und überlebt. Noch vor der Ewigkeit, noch vor dem Sein an sich und jedem Strohhalm ist es – und ist nicht. Unbarmherzigstes Zeugnis menschlicher Nichtigkeit.
Überall und nirgends, Oxymoron und Vereinigung der Gegensätze ohne Auflösung, ohne Erlösung – das ist das Pferde-Bild. Nicht fassbar und somit die hyperewige Provokation. Alles bricht daran – und übrig bleibt die Unendlichkeit des Nichts. Ein Gedanke, der nicht gedacht werden kann und doch gedacht werden muss. Ein Sich-Entziehen ist unmöglich im absoluten Sinne.
Kein Ausweg. Keine Antwort. Zwang und nochmals Zwang. Pure Macht, die sich über das Sein erhebt – und einzig geht. Denn: Wo nichts ist, kann niemand sein.
Nur ein Pferd.
Ein Text von Wizzard the Lizzard
(aka ich)
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